Vor vier Wochen musste ich geschäftlich nach New York fliegen. Zuvor war ich etwas nervös, weil ich beim letzten Flug sechs Stunden neben einem dickleibigen Briten mittleren Alters verbringen musste, der schon vor dem Start die Bibel aus der Aktentasche zog und betete, dass wir gut in JFK landen würden. Leider kann man sich seinen Platznachbar im Flugzeug nur selten aussuchen, besonders dann nicht, wenn man alleine reist. Diesmal hatte ich Glück. Als ich beim Boarding mit meiner Boardkarte auf die Suche nach meinem Platz war, staunte ich nicht schlecht, als ich eine blonde, sehr attraktive Mittdreissigerin auf dem Platz neben mir entdeckte.
Diese Frau hatte nicht nur ein bezauberndes Lächeln, sie roch auch ausgesprochen gut. Ich hatte mir schon oft Gedanken darüber gemacht, wie angenehm ein Langstreckenflug sein könnte, wenn ich die Zeit nutzen könnte, mich bei einer netten Frau von meiner galanten Seite zeigen zu können. Kein Handyklingeln würde unsere Unterhaltung stören, da die Smartphones zwangsweise im Flugmodus waren. Für die Zeche brauchte ich nicht sorgen und zahlen, da die Stewardessen stets bemüht um unser leibliches Wohl waren und die Zeit war planbar. Ich konnte mir beim Kennenlernen Zeit lassen, wusste ich doch genau, dass die nette Dame neben mir in den nächsten sechs Stunden keine Gelegenheit haben würde, wieder auszusteigen.
In Gedanken versunken machte ich mir Hoffnungen, dass dieser Flug nach New York nun angenehmer und erfolgversprechender ausfallen würde. Wir hatten noch etwa 45 Minuten Zeit bis zum Abflug und meine Platznachbarin nutzte die Zeit für ein letztes Telefonat. Ich konnte sie nicht ganz verstehen, war aber der Überzeugung, dass sie schwedisch sprach. Anscheinend sprach sie mit ihrem Mann oder Freund. Es wäre ja auch zu toll gewesen, wenn eine so tolle Frau ungebunden gewesen wäre.
Mutlos schaute ich aus dem Fenster und dachte an die nächsten Tage in New York, als wir auf die Startbahn rollten. Schon etwa 45 Minuten nach dem Start brachten die Stewardessen die ersten Getränke. Meine Platznachbarin stellte sich beim Öffnen ihrer Kaffeemilch so ungeschickt an, dass sie nicht nur den Inhalt der Milchkapsel auf ihre Bluse kippte, sondern auch einen Teil ihres Kaffees. Hilfesuchend schaute sie mich an. Die Boardtoiletten standen auf rot und waren besetzt. Ich reagierte sofort. Ich tauchte mein grosses, sauberes Stofftaschentuch in mein Mineralwasser und tupfte ihre Bluse ab.
Die Frau zeigte sich alles andere als abgeneigt. Sie schien meine Berührungen sogar, zu geniessen. Vielleicht hatte ich mich doch getäuscht. Wir begannen ein interessantes Gespräch auf Englisch. Sie war tatsächlich Schwedin und flog für ihren Arbeitgeber nach New York. Wir hatten sogar den gleichen Rückflug gebucht und unsere Hotels lagen im gleichen Viertel. Die Flugstunden vergingen viel zu schnell. Eines war aber sicher, ich hatte die Dame kennengelernt und wir würden in New York auch unsere Freizeit gemeinsam verbringen. Ich durfte nun einfach nichts überstürzen, sondern wollte mich überraschen lassen. Zumindest hatte sich mein Wunsch erfüllt, auf dem Hinflug nach New York, eine nette Bekanntschaft machen zu können.